Freitag, 19. Oktober 2018

Lebensschmacht


Nach der mühevollen Schlacht,
in tiefschwarz gefärbter Nacht,
hast du zärtlich und ganz sacht,
mit deiner wunderbaren Pracht,
dein großes Herz weit aufgemacht,
und meines liebevoll bewacht,
… es beschützend überdacht.

Und ich sag, in Anbetracht
deiner starken Liebesmacht,
bin ich langsam aufgewacht,
erneut geatmet, erneut gelacht.
Feiernd unsere Zeit verbracht,
ohne Obacht, ohne Acht,
ohne Schwer, alles leichtgemacht,
uns verstanden, uns verkracht,
uns geliebt, nichts vorgemacht,
nie ans Aufgeben gedacht.

Und nach jeder schwarzen Nacht,
bestätigt sich mir der Verdacht,
in uns steckt so viel Lebensschmacht,
die reicht für hundert Jahre Schlacht.

jene Momente



Es sind jene Momente, in denen wir die Schranken der Wirklichkeit verlassen und der Ballon der Gedanken ins unermessliche steigt...


Im Angesicht der Schuld

(Leseprobe)

Die nasse Straße glänzt im Schein der Straßenlaterne unter der ich stehe. Dass es schon so früh dunkel wird, hatte ich beim Zusagen unseres Treffens nicht bedacht. Irgendwie erscheint mir die Dunkelheit heute ziemlich unheimlich. Vielleicht, weil sie mich an jene Nacht erinnert, seit der nichts mehr so ist, wie es mal war. Viel lieber würde ich jetzt mit einer heißen Tasse Grog am Kaminfeuer sitzen und die Rolling Stones hören. Matilda wird sicherlich bald da sein. Und der Regen. Er steigert sich in ein monotones Stakkato hinein. Immer lauter prasselt er auf meinem Mantel hinab. Ich ziehe den Kragen mit eiskalten Fingern bis unters Kinn.
Vor einem Jahr genau hatte ich Matilda zum letzten Mal gesehen. Es war viel kälter als heute. Zitternd stand sie stundenlang im wabernden Novembernebel und weinte. Irgendwann, es muss schon um Mitternacht rum gewesen sein, legt sie eine gelbe Rose auf mein Grab, und ging, ohne ein Wort zu sagen, davon. Wieso gelb, wo sie doch wusste, dass ich diese Farbe hasste. Aber ich war dankbar, dass sie damals da gewesen war. Man sagte mir, ich muss sie heut abholen. Und ich bete immer noch, dass sie nicht kommt....

Hand aufs Herz

Wenn Hand aufs Herz nur ein Griff ins Leere ist
und man beim Einatmen das Ausatmen vergisst. 
Wenn man beim Selbstgespräch, die Sprache nicht kennt 
und vor dem eigenen Schatten in die Finsternis rennt.
Wenn sich hinter der eigenen Maske kein Gesicht mehr verbirgt, 
und die Stille über Nacht an Lärmbelästigung stirbt.
Wenn Gedanken die träumen keinen Spaß mehr verstehn
Und wache Augen nur noch schwarz-weiß Bilder sehn.
Wenn das einzig Echte, die Falschheit ist
und die beste Verschwörung ihre Theorien vermisst.
Wenn der Sinn des Daseins am seidenen Faden hängt,
dann hat einem das Leben reinen Wein eingeschenkt.


by Monika C. Schmid/ Autorin

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Ein Bild

Ich hab' ein Bild gesehen
- ein Foto, schon sehr alt,
schwarz-weiß, vergilbt, mit umgeknicktem Rand.
Ein altes Bild, ich legt` es weg - doch dann,
dann zog das Bild mich magisch an.
Was will dies' Bild mir denn wohl sagen?
Es spricht mich an, weckt tausend Fragen!

Ich hab' ein Bild gesehen
- ein Mädchen im Sommerkleid.
Sie steht da und lacht im Schatten der Zeit.
Der Wind ihren Blick durch die Lüfte weht,
und sie mit Liebe verziert, wie ein Poet.
Dies' Bild entstand wohl in einem Augenblick,
einer kurzen Sekunde voller Lebensglück.

Ich hab' ein Bild gesehen
und es sprach mit mir -
so viele Geschichten auf diesem Stück Papier!
Wen sieht das Kind an, mit so viel Magie?
Ein Blick voller Frieden und Poesie.
Ihr Lächeln - so zaghaft und verträumt im Gesicht;
Die Atmosphäre des Bildes - ein wahres Gedicht.

Ich hab' ein Bild gesehen
– es ist mir vertraut,
denn stundenlang hab' ich es mir angeschaut.
Ich hab' mit dem Mädchen gesprochen und gelacht;
So eng vertraut, als hätt' ich's schon immer gemacht.

Der Zauber ihrer Augen nahm mich mit in den Traum,
zurück in eine Welt, in einem vertrauten Raum!
Ich lies mich umarmen, von der Unendlichkeit
und schwebte an den Ort vor meiner Zeit.
Ja diese Welt im Traum,
so eine Ähnlichkeit!
So unglaublich schön;
Es war die Vergangenheit.

Ja ich hab' ein Bild gesehen
und das Mädchen darin- so elegant,
das ist meine Oma – hab sie aus Liebe erkannt!
Sie blickte auf ein langes, erfülltes Leben zurück
und es war dabei nicht nur immer Glück.
Doch eines hatte sie sich über die Zeit bewahrt,
es war ihr Lachen, offen, herzlich und doch so zart.

Ich hab' ihr Bild gesehen
und nun kann ich mein Leben verstehen!

(2005 - In ewiger Erinnerung an Dich, liebe Omi)
Bildquelle: Originalbild meiner Oma, 1936
© Gedichte/Poems by Monika C. Schmid

Ausländerkind