Freitag, 22. Mai 2015

Mama, bis über beide Ohren!

…als würde das nicht reichen...



Plötzlich bist du Mama und keiner hat dich wirklich vorgewarnt!

Wer hat nicht schon oft Bilderbuchfamilien bewundert, jene, die im Rausche ihres Glückes ihre Kinder wirbelnd durch die Lüfte drehen, ja fast schon in Zeitlupengeschwindigkeit ihre Körper in der Melodie des Glückes schwebend vorwärts bewegen, während sie mit zahnpastaweißen Zähnen und relaxten Gemütern durch die Gegend fröhlich, im Kreise ihrer schönen Familie, lächeln …STOP! 
…. Alles nur Lüge!

Doch plötzlich wirst du Mama und alles wird ganz anders. Du trinkst nie wieder deinen Kaffee warm, du freust dich auf einen Zahnarztbesuch, nur um in Ruhe eine Zeitschrift zu lesen und deine einzigen sportlichen Aktivitäten bestehen darin, deine Kinder hochzuheben, sie km-weit bei Spaziergängen am Arm zu tragen (nicht zu vergessen, in der anderen Hand das Fahrrad, den Helm und die, mit einem Kinder-Survival-Paket, gefüllte Tasche) oder dem nackten Knirps, mit einer Windel bewaffnet, durch ganze Haus nachzurennen.

Du fängst an, deinen Mann „Papa“ zu nennen und merkst dabei, wie augenblicklich jeglicher Anflug von Erotik tief ins Erdreich versinkt.

Jawohl, du bist eine Mama, bis über beide Ohren, denn die Mamamorphose nimmt schnell ihren Lauf:


Du bist nie mehr allein!

Du bist nie mehr allein. NIEMALS! Auch nicht auf der Toilette, wo du unter genauester Beobachtung deiner Sprösslinge dein Geschäft verrichten musst (1-2-3, alle halten sich jetzt mal schön brav das Näschen zu!), oder unter der Dusche, wo sich der kleine Zaungast das Gesicht an der Duschabtrennung platt drückt und man trotz des plätschernden Wasserrauschens das legendäre „Mama, Mama, Maaaaamaaaaa!“ hört. Du bist nie mehr allein, auch nicht beim Kochen, wenn du mit einem liebesbedürftigen 14 kg Knirps am Arm ein 3-Gänge-Menü zaubern musst oder beim Staubsaugen, wenn das Äffchen mal wieder nur festgeklammert an Mamas Bein mittransportiert werden möchte. Du bist nie mehr allein! Auch nicht nachts, wenn dir jemand kleine spitze Knie in den Rücken rammt oder mit efantenschwerer Last auf deiner Brust schläft. Und wenn du mal 30 Minuten für dich alleine hast, weil der Papa mit dem Kind spielt, dann nutzt du die Zeit, um endlich mal die Küche in aller Ruhe sauber zu machen.

Yeah! C’mon, what the hell? Privatsphäre wird überbewertet! Wir leben im symbiotischen Kollektivismus, mit- und ineinander!

Du wirst zum weltbesten Toiletten-Kenner!

Du weißt immer - in jedem Land, in jeder Stadt, auf jeder Autobahnstrecke – in jedem Cafè und in jedem Geschäft, wo die Toiletten und die Wickel- und Stillmöglichkeiten sind. Und je öfter man unterwegs ist, desto breiter gefächert wird dieses Wissen. Da hilft auch alles Versprechen vor der Abfahrt nichts, dass keiner mehr aufs Klo muss, denn sobald man das Haus verlässt, kommt schon das erste zitternde: „Mamiiii, ich muss Pipi!“ …. Und wenn du mehrere Kinder hast, so ist es auch selbstverständlich, dass jedes Kind zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten Pipi, Kaka oder einfach nur „ups, ich dachte es kommt was!“ muss. Für kinderlose Menschen ist so etwas eine Info aus der Kategorie "unnützes Wissen". Müttern aber kann sie den Tag retten.

Wer die Toilettenweltkarte im Kopf hat, dem geht das Herz auf Reisen auf!

Du hast nie wieder Langeweile, versprochen!

Du hast nie mehr Langeweile. Nach Pekip, Babyschwimmen, Babymassage, Mutterkindgruppen, Kinderturnen und musikalische Früherziehung folgen im Kindergarten Fackelbasteln, Adventssingen und Gartenarbeit in den Außenanlagen. In der Schule gibt es dann Martinszug, Projektwoche und Sommerfest. Proportional dazu entwickeln sich die unfreiwilligen Sozialkontakte. Du wirst small talken und die Eltern der Freunde deiner Kinder anlächeln müssen, obwohl du diese widerlichen Schnösel im normalen Leben meiden würdest. Du wirst Freunde finden, Menschen mit denen du nichts gemeinsam hast, außer…ein Kind! Menschen, mit denen du unter normalen, „kinderlosen“ Umständen niemals ein Wort wechseln würdest.

Ja liebe Mama, du wirst zur gesellschaftlichen Marionette, gesteuert von einem Termin deiner Kinder zum anderen und das Tolle daran ist, du kannst nichts dagegen tun, als es hinzunehmen!

Du lebst endlich gesund. Ohne Partys, Tanzen und Wein!

Du selbst kannst hingegen (im Hinblick auf das große Soziale Netzwerk deiner Kinder) dein eigenes Sozialleben getrost abschreiben. Ist doch toll! Du trinkst nicht mehr so viel – verträgst im Übrigen auch rein gar nichts mehr- und auch diese lästigen ausschweifenden Partys und Tanzabende mit den Freundinnen haben endlich ein Ende. Was für ein Gewinn für die Gesundheit! Ein Kater und kinderbedingtes frühes Aufstehen vertragen sich eh nicht!

Du mutierst zum langweiligen und stets müden Zeitgeist für deine Freunde, die dich aufgrund deiner Augenringe und ständig nervigem Gucken aufs Handy (vielleicht geht ja daheim grad die Welt unter und du bist nicht da, um für die drohende Sinnflut mal schnell `ne Familienarche zu bauen) schon bald nicht mehr dabei haben wollen.

Wie toll, du hattest eh zu viele Freunde!

Der Frühe Vogel… kann dich mal!

Überhaupt! Endlich kommst du mal dazu, richtig früh aufzustehen. Da hat man noch was vom Tag. Auch wenn es keine Unterschiede zwischen Wochen-, Sonn- und Feiertagen mehr gibt! Egal, als Mutter macht das keinen Unterschied. Was man da alles wegschafft!

Neben all der Ironie sei jedoch zu betonen: Schlafen ist das allerwichtigste Grundbedürfnis des Menschen. Ja, noch vor Essen, Trinken und Sex. Vor allem vor Sex

Gesunde Küche – Dinkel statt Chips – ein Traum!

Endlich rentiert sich das aufwändige Aufkochen. War man früher stets unterwegs und nahm das Essen im Laufschritt zu sich, und sich zur Not tagelang auf fastfood oder Nudeln mit Ketchup beschränkte, so muss man nun an die Gesundheit seines Kindes denken! Tägliches Kochen, nahrhaft und gesund macht dich glauben, dass dich das zu einer besseren Mutter macht. Jawohl! Das redet man sich ja gern ein! Und wenn deine Kinder das bunte, in Förmchen und Herzchen geschnittene Gemüse mit Leidenschaft verschlingen, dann fühlst du erst, wie gut die mütterliche Krone sitzt. Dinkelstange statt Chips, ein Genuss!

… und trotzdem versteckst du ab und zu die Milchschnitten der Kleinen, um sie dann, in Sekunden des Alleinseins, wie eine Irre in dich hinein zu stopfen und sie unzerkaut runter zu schlucken, weil der kleine Detektiv bereits um die Ecke schaut: „Mamiiiii, was isst du`dn da?“

Du erfrischst dein längst vergessenes Allgemeinwissen!

Du frischst altes Allgemeinwissen auf, das über die Jahre in Vergessenheit geriet. Vom Basteln übers Märchen Einmaleins wirst du bis zum sicheren Kinderliederträllern alles noch mal auffrischen dürfen. Du wirst in kinderfreien Stunden Kinderlieder summen und von Tabaluga und Mickey Mouse träumen. Du wirst mit Legobausteinen die tollsten Gebilde bauen oder zumindest heimlich vorüben, falls dein Kind morgen wieder präzise Bauingineurfähigkeiten von dir erwartet.

Und irgendwann stellst du erschrocken fest, dass alles, was du machst, in einer Sing-Sang-Sprache erklärst – auch im Gespräch mit Erwachsenen.

„Grüß Gott, wie kann ich ihnen helfen? - „Ich-suuuche-flaaache-Zeehentreter-jetz-füüür-miiiich“

Deine Handtasche wird zum Out-door-survival-baggage!

Während du früher vergnügt dein Abendtäschchen, gefüllt mit Lipgloss, Handy, Geldbeutel und Schlüssel über die zarte Partyschulter geschwungen hast, läufst du heute mit einer XXL-Shopper rum, mit der du jederzeit spontan das Land verlassen kannst. Windeln, Pixibücher, Feuchttücher, Trinkflasche, steinharte Trost-Gummibärchen, Ersatzstrumpfhosen, Lätzchen, Sonnencreme, Schnuller und Ersatzschnuller, angelutschte Bonbons, Apfel, Stofftier und Bagger, Popocreme, Knabberei, alte Breze, Sonnenhut, Stirnband, Pflaster, Luftballons, Traubenzucker, Tempos,.... nicht zu vergessen alle tollen Sachen, die deine Kinder unterwegs aufsammeln und mit nach Hause nehmen wollen: Steine, Stöcke, vertrocknete Schneckenhäuschen oder ganz einfach nur ein Haufen Moos.

Die Oma ist schadenfroh!

Endlich entwickelt sich eine Art Verständnis für die eigenen Eltern. Und während du ein schlechtes Gewissen hast, für so manche Eskapade, die du deiner Mutter all die Jahre geboten hast, lehnt diese sich entspannt zurück, betrachtet liebevoll ihre Enkelkinder und denkt sich: "Das gönne ich dir! Nur zu Kinder, Mama hat’s verdient"!
Yeah, das auch noch! Danke!

Eigene Grenzen erfahren – Freude kommt auf!

Du lernst dich und deine Grenzen kennen. Nichts bringt einen so auf die Palme, wie die eigenen Kinder. Nichts im Leben treibt einen so von sich selbst weg und bringt einen trotzdem so nah an sich heran. Man lebt mit dem Herzen auf der Außenseite, wollte noch nie jemanden so sehr beschützen und muss ihn gleichzeitig loslassen und allein in die Welt schicken. Das ist Liebe. Und das macht es so schön! Deshalb wirst du oft ausrasten, wenn die Geduld ihren Zenit erreicht hat. Du wirst Türen knallen und dahinter heimlich weinen! Du wirst Regeln setzen, die du als Kind abgöttisch gehasst hast. Du wirst die Kinder schimpfen, während du dich zwingen musst, nicht zu lachen. Du wirst kämpfen, mit dir – mit ihnen – mit der Gesellschaft. Aber, du wirst alles was du tust, aus besten Wissen und Gewissen machen!

Kinderwagenfeindliches Shoppen – danke, du kinderfeindlicher Kommerz!

In jeder Boutique dasselbe Bild: Eine Mutter kommt mit Kinderwagen `rein und bleibt zwischen den Regalen hängen. Es hilft kein Drücken und Schieben - das Gefährt passt einfach nicht in den Gang. (ebengleiches Problem in Bus und Bahn) Während sich dahinter die Einkaufenden stauen, die zu ihrer Ware wollen, und das Baby anfängt zu schreien, versucht die schweißgebadete Mutter den Wagen zusammenzuklappen, um schließlich entnervt aufzugeben und den Rest des Shoppingtages genervt auf der Heimfahrt im Auto zu verbringen. Es ist uns ein Rätsel, wie so etwas in der Planung passieren kann. Die Ingenieure der Shoppingboutiquen hatten wohl keine Kinder?! Oder, soll und darf eine Mama nicht mehr shoppen? In Diskountern wäre ja genug Platz, sogar für einen Zwillingswagen.

Fazit: ab zu Aldi und Lidl, die sind Kinderfreundlich und kostengünstig!

Erziehen ist Schwerstarbeit - für jeden!

Erziehung ist richtige Schwerstarbeit, weil es in 90 Prozent aller Fälle vom Wort "Nein" begleitet wird. Verbieten ist einfach total unlustig! Und das Schwierigste an der Erziehung ist, sich selber an die eigenen Regeln zu halten. Als Mama bist du Vorbild! Als Mama bist du der Inbegriff dessen, wie sich dein Kind verhält. Darum tue nichts, was du nicht wünschst, deinem Kind in Schwerstarbeit wieder auszubläuen!!! Ist dir nach „Menschsein“ zumute, dann warte bis die Kids im Bett sind, dann kannst du endlich mal wieder die Beine auf dem Tisch legen, die Rotz am Ärmel wischen, auf der Couch Chips essen, laut furzen und rülpsen oder ganz einfach mal ungeniert das Messer ablecken!

Wohnungszustände wie bei den Flodders?

Die Weisheit aller Weisheiten lautet “Gute Mütter haben dreckige Böden, schmierige Fenster, trockene Pflanzen und glückliche Kinder.” Das sei mal jedem gesagt, der zu hohe Erwartungen an sich selber stellt!

Kinderkrankheiten hauen die stärkste Mama um!

Die schlimmsten Magen-Darm-Infekte holt man sich an Fahrautomaten in Einkaufszentren, Was das Kind an Bazillen und Viren mit Heim bringt, muss die Mama ausbaden!  An die Geschäftsführer, die solche öffentlichen Stationen aufstellen: Wir wissen, ihr meint es gut. Aber bitte sorgt dafür, dass die Griffe dieser Fahrmaschinen gereinigt werden. Mit dem allerschärfsten Desinfektionsmittel, das es gibt!

Filme, in denen Kinder und kleine Lebewesen sterben, sind die grausamsten Folterprogramme!

Man kann den einprasselnden Schmerz erst dann verstehen, wenn mal selber Mutter ist. Ja, denkt denn eigentlich keiner an die armen Mütter, die bei solchen Szenen mit Herzrasen vor dem Bildschirm sitzen und danach die halbe Nacht am Kinderbett kauern, um zu prüfen, ob das Kind noch atmet? Vielleicht sollte die FSK auch Empfehlungen für den Elternschutz abgeben.

Die Mamamorphose – von einer Lady zur Alltagsmama

Stil und Mode, Frisur und Kosmetik, Schmuck und Make up…. ach, war dir das früher echt mal wichtig? Seit die Sprösslinge all deine Kraft und Energie rauben und sich deine ganze Aufmerksamkeit holen, die ihnen zusteht, läufst du als Modezombie durch die Gegend. Hat der kleine Sohnemann ein Spuckerle über deine Schulter gemacht? Hängt der Nachmittagsrotz der kleinen Prinzessin noch an deinem Kleidzipfel? Hat Milady Nimmersatt ihren Schockomund an deinem Kragen abgewischt, als sie dich, als Dank für das leckere Eis, umarmt hat? Who cares? Not you! Denn du bist die Mama!

Mama sein bedeutet aber noch viel mehr:

Putzfrau, Krankenschwester, Köchin, Stylistin, Ernährungsexpertin, Clown, Schiedsrichter, Concierge, Seelsorgerin, Gärtnerin, Personal Trainerin, Entertainerin, Buchhalterin, Lehrerin und allem anderen voraus, Freundin!

Nichts macht die Welt wieder so schnell heile, wie ein zufriedenes Kind

Die Sehnsucht nach der Außenwelt, nach Job und Karriere, die Selbstzweifel, die Schwiegermutter, das schlechte Wetter, die An-der-Welt-Verzweiflung - die passen da einfach nicht mehr zwischen. Morgen wieder.

Wenn du den zufriedenen, gleichmäßigen Atem deines Kindes auf deiner Brust spürst, während sich seine kleinen Händchen um deinen Hals schlingen und ein sanftes Stimmchen: „Mami, ich liebe dich“ in dein Ohr flüstert, und sein Lächeln durch jede Zelle deines Körpers dringt….dann weißt du, dass du alles richtig machst und die beste Mama der Welt bist.

Nichts gibt's schöneres auf der Welt, als das Erlebnis MAMA sein zu dürfen.

Haben wir das alles doch nicht schon selber längst gewusst! Doch - aber es ist schön, es auch mal von anderen zu hören :)







Durch die Blume gesagt