Mittwoch, 13. Januar 2016

Das Mädchen im Moor

Ein kleines Mädchen geht spazieren
fern ab vom Dörfchen, in den Wald.
Die Vöglein hören auf zu singen,
die Sonne weicht, die Luft wird kalt.

Sie singt gar fröhlich ihre Lieder
und hüpft ganz fromm von Bein zu Bein.
Sie läuft durch Blätter, Gras und Blumen
in den dunklen Wald hinein.

Und in Gedanken dringt die Stimme
der Mutter, wie ein Stich empor,
die sie warnt, vom bösen Drachen,
der seit Jahren lebt, im Moor.

Die Mutter warnte streng und eisern:
„geh nie in diesen Wald allein,
der böse Drachen ist auf der Lauer
er ist hungrig und gemein!“

Das Mädchen stockt, hält still und zittert.
Sie hört Geräusche, sieht sich um -
und sieht nichts anders als den Moorsumpf
links und rechts und rundherum.

Fest an der Brust drückt sie den Teddy,
die Füße, knöcheltief im Schlamm.
Vor Angst kann keine Träne fließen,
Erstarrt hält sie den Atem an.

Betend hat sie voller Panik,
einen Hilfeschrei ins All geschickt.
Sie sinkt im Moor, bis zu den Schultern
der Teddy im Arm, ist schon erstickt.

Sie schließt die Augen, fühlt ein Greifen,
das sie umschlingt, sie packt und hebt,
im Schattenspiel des fremden Kleides
der kleine Körper kraftlos schwebt.

Die Ohnmacht weicht, die Lider zittern,
verwirrt hat's Auge längst erkannt,
dass sie, in ihrem Bette liegend,
geträumt hat nur, vom Märchenland.

(2012, überarbeitet 2016) © Gedichte/Geschichten - Monika C. Schmid

Durch die Blume gesagt