Freitag, 24. Juli 2015

Modern Moms

Die modernen Muttertypen, und warum sie manchmal nerven

Nun kenne ich sie alle, diese Frauen, die sich im Zeitalter der Individualisierung zu zigtausend unterschiedlichen Muttertypen entwickelt haben. Von streng bis (nach-)lässig, von cool bis einengend, alles ist dabei.

Diese einstige Stereotypisierung der drei bekanntesten Erziehungsstile von früher, in autoritär, antiautoritär und demokratisch ist heutzutage in dieser Form, in fast keiner Familie mehr anzutreffen. 
Es haben sich eher unbeschreiblich viele Erziehungsformen entwickelt und mit ihnen sind die Mütter zu vielfältigen und interessanten Mama- Typen mut(t)iert. 

Sowohl als Pädagogin an einer Schule, als auch als Mama habe ich sie alle mal kennengelernt. Sie sind überall anzutreffen;  in meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, auf Spielplätzen, im Stadtpark, in Freibädern, im Supermarkt oder ganz einfach nur im Wartezimmer beim Arzt... egal, ob in unserem Kulturkreis oder im Ausland! Überall! Immer! Da sind sie! 

Ich habe mal versucht, all diese interessanten Mamas zu analysieren, mit Erlebtem und Gelesenem zu kombinieren und zu einzelnen Mamatypen zu kategorisieren.

Here we go, Mamas! 
Lasst uns sehen, wer wir sind, wer wir gerne sein möchten oder aber auch nicht!


Anpassungsgierige Mama

Diese Mama ist sich, über das gesellschaftliche Verhalten ihres Kindes stets unsicher und beschuldigt es ständig, sich nicht richtig verhalten zu haben. Sie muss sich immer bei anderen Müttern rückversichern, ob es denn auch brav gewesen ist. Sätze wie "alle anderen machen das so, nur du wieder mal nicht!" sind typisch. Sie vergleicht das Verhalten anderer Kinder und stellen das abweichende Verhalten des eigenen nicht nur in Frage, sondern werten es als "nicht normal ab". Anfänglich mag man sie, denn man bekommt das Gefühl, dass das eigene Kind perfekt und wohlerzogen ist, weil es als Vorbild für ihre Erziehung dient. Auf Dauer kann es aber nerven - denn kein Kind ist perfekt.

Ökomama

"Malte, iss doch bitte nur deine Dikelstangen auf, Jules Butterkekse verträgst du nicht, Schatzilein!" Diese Mama weiß alles über böse Umweltgifte, über in China von Kinderhänden gefertigte Planschbecken und ungesunde Tiefkühlkost. Außer Bio-Produkte kommt ihr gar nichts ins Haus, und zu Kindergartenfesten bringt sie Gerstenschnitten mit. Niemand, außer Malte Schatzilein, wird diese jemals berühren.

Oma macht das schon- Mama

Diese Mama ist die reichste aller Mamas. Schimpft und jammert stets auf sehr hohem Niveau, hat jedoch mindestens eine Oma ihrer Kinder in der Nähe, quasi stets Hilfe parat. Sie spart sich teure Babysitter oder neue Kinderklamotten, hat eine Chance auf ein relativ normales Sexleben (!!) und kann öfter ausgehen und am Leben jenseits von Windeln und Schulnoten teilnehmen. Sie kann sich einen Teilzeitjob, reinengewissens leisten und auch mal -einfach so- alleine oder mit Freundinnen die Zeit genießen. Ein Buch lesen, einen Kuchen backen, ... ja, mal alleine Duschen!!! Denn Oma, nimmt mal schnell das Babyphone, oder holt den Sprössling zum Spielen ab. Klar, dass sich diese Mama den Neid und die Missgunst anderer Mütter zuzieht, die weniger privilegiert sind. „Wer Kinder in die Welt gibt, um sie wieder abzugeben, sollte erst gar keine machen“, zischt es dann aus deren Reihen....

Superwoman- Mama

Diese Mama liest alle Erziehungsratgeber und ist stets bestens informiert. Sie kennt alle gängigen Erziehungstipps, ist fast nie krank, organisiert die besten Kindergeburtstage und hat immer alles Notwendige dabei (Ersatzhosen, drei Arten Kekse, trockene und feuchte Tücher, Spielzeug, Bücher...). Wärend andere Mamas bereits die Neven verlieren und die Barbie-Puppe gegen die Wand pfeffern, ist sie in Stresssituationen stets ruhig, verständnisvoll und aufopfernd, beschützt ihr Kind, ohne es einzuengen und führt es nie vor (außer zu Weihnachten beim Liedersingen). Ihre Kinder hören Klassik, gehen ins Ballett und können sowieso alles schon ganz früh. Muss ich noch erklären, warum solche Mütter andere nerven?

Profi- Mama

Diese Mama ist die Steigerung der Superwoman- Mama. Sie hat ihre neue Bestimmung gefunden und lebt nur noch für die Kinder, den Haushalt, das private Familienglück. Ihre Kinder sind also der Kick-off ins private Glück. Sie geht auf im "Projekt Familie “, Erziehung, ausgeglichene Partnerschaft, gesunde Ernährung, Kinder-Kurse - war da noch was? Berufstätigkeit ist kein Thema, sie würde ihre Kinder niemals alleine oder in fremder Betreuung lassen. Ziel ist das heimische Paradies zu schaffen. Kann kostspielig und stressig werden! Extrem-Form: Helicopter-Mom, die nur um ihre Kinder kreist. Nicht immer ganz freiwillig in dieser Rolle. Geht gerne auf Konfrontation zu den "Rabenmüttern".

Helicopter- Mama

Was früher die legendäre Glucke war, ist heute der Helicopter, der minutiös ums Kind herum schwirrt. Diese Mama ist die Steigerung von der Superwoman- Mama, über die Profi-Mama hinweg. Sie kontrolliert jedes kindliche Verhalten, hat stets ein Feuchttuch parat, steht neben jeder Schaukel, begleitet das Kind händchenhaltend beim Rutschen, schält fürsorglich mit den eigenen Zähnen die böse Schale vom Apfel ab und steht mit dem Minivan vorm Schultor. Türe weit offen, Spatzi braucht nur noch einsteigen. Du erkennst sie auf jedem Spielplatz an den Standardsätzen: "Lisa das kannst du noch nicht" oder "Marcolein, sei doch bitte vorsichtig, die Schaukel kann dir sonst ganz schön stark Aua tun!" Sie organisiert den Tagesablauf der Sprösslinge und würde am liebsten die komplette Lebensplanung übernehmen. Bereits kurz nach der Geburt fürchtet sie den Tag, an dem die "Kleinen" ausziehen. 
Du bist mit 100%-iger Sicherheit eine Helicopter- Mama, wenn du dieses Frage mit JA beantworten kannst:
"Nimmst du deinem Kind, beim Abholen aus der Schule, die Schultasche ab?"

Obercoole Mama

Diese Mama ist genau das Gegenteil der fürsorglichen Helicopter-Mama. Sie traut ihren Kleinsten sehr früh ganz viel zu. Sie lässt ihre Kinder öfter aus den Augen und vertraut einfach mal so darauf, dass andere Mütter schon aufpassen werden. In Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Kindern auf dem Spielplatz mischen sie sich nie ein, auch wenn andere Mütter schon den Verbandskasten holen. Das sollen die Kinder unter sich klären – oder andere Leute...

Leb-meinen-Traum- Mama

Diese Mama projiziert ihre, nicht gelebten Träume, in ihre Kinder und treibt sie zu jenen schulischen, sportlichen oder kreativen Höchstleistungen an, die sie selbst nie imstande war, zu leisten. "Hätte ich jemals diese Möglichkeit gehabt...!" hört man sie oft verträumt argumentieren. Auch der graue SUV steht immer vollgetankt bereit, um die Knirpse zum Verein oder Wettbewerb zu fahren. Andere Mütter haben mit den Kindern dieser Mama Mitleid, können aber selten helfen, da diese sie extrem kritikresistent und uneinsichtig ist. Zudem hat sie meist ein Handy am Ohr, um den nächsten Kinder-Coup einzutüten. Sie opfert jegliches Anrecht auf Freizeit und Selbstbestimmung für die Aktivitäten der Kinder.

Best-Friend- Mama

"Yo Kinder, was geht ab?" ist oft die Begrüßung dieser Mama. Sie ist jung oder jung geblieben, pragmatisch, genießt das Leben, bei ihr darf mal genascht oder gezockt werden. Sie ist trotzdem verantwortungsbewusst, hat oft die gleichen Interessen. Diese Mama lebt in einer etwas zu symbiotischen Verbindung zu ihrem Kind, trägt gerne Partnerlook mit ihren Kleinen (gepunktete Gummistiefel, Blumenstrohhut). Ihr größter Triumph sind Komplimente wie "Ich dachte, Du wärst die ältere Schwester". Kann für den Nachwuchs "sehr cool" sein, aber auch extrem anstrengend. Sie spielt am Spielplatz mit ihren und anderen Kindern im Sandkasten mit Förmchen und rollt sich mit ihren Kindern auf dem Boden herum. Sie schaukelt die ganze Kinderschar und bringt ihnen das richtige Rutschen oder das Klettern bei. Die andere Mütter reagieren da oft leicht pikiert, denn mit solchen Müttern kann man sich erstens schlecht unterhalten – und zweitens machen sie einem ein schlechtes Gewissen, wenn man selbst lieber auf der Bank NEBEN dem Sandkasten sitzt oder womöglich noch Erwachsenengespräche mit den anderen Mamas führt.
Der Abnabelungsprozess in der Pubertät fällt mitunter schwer - Stichwort: "Du brauchst doch keine Geheimnisse vor mir zu haben." Sie vertraut in der Erziehung auf ihre Intuition, neigt aber kein bisschen zu "Helicopter.

Latte-Macchiato- Mama

Gebildete Großstadt-Frau in den 30ern, mit gut gepflegten Netzwerken, die gesund und nahrhaft im Supermarkt einkauft, Marken- Kidnerwagen schiebt und vom guten Verdienst des Ehepartners - während der Elternzeit -gut leben, und ihren Lebensstandard beibehalten kann. Sie trift sich weiterhin mit ihren Freundinnen, geht Joggen, Walken, Shoppen, Kaffeetrinken .... diese Mama verzichtet auf gar nichts, was sie früher, in kinderlosen Tagen, auch tat. Der Kleine Sprössling ist stets dabei, im Buggy oder in der Tragehilfe, am Schoß oder spielend unterm Tisch. Im Cafe schlürft sie mit Freundinnen ihren Frappuccino und für den kleinen Friedrich oder die süße Lotta gibt es ein Glas Milchschaum ("Baby Latte"). Nach ihrer abgelaufenen 3 -jähringen Elternzeit geht sie back to job. Sie hat ein hohes Maß an Life-Work-Balance, stressfrei und völlig glücklich.

Mama und Papa- Mama

Sie ist Mami und Pappi zugleich und managt alles. Diese Mama ist entweder tatsächlich alleinerziehend oder benimmt sich nur so, weil Papa entweder nicht da oder unfähig ist. Sie genießt ihre Selbstbestimmung und ihre Freiheiten, spürt aber die Last der Verantwortung stark. Beruf, Karriere und Familie lassen wenig Zeit für mehr Aktivitäten im Privatleben. Ihre Kinder werden früh selbständig. Diese Mama plagt ständig ein schlechtes Gewissen, etwa wenn sie aus Zeitnot schon wieder zur Fertig-Pizza greifen muss

Party- Mama

Diese Mama ist in allen Netzweken vertreten, denn sie braucht sie zur Selbstbestimmung und Unterstützung. Sie wurde viel zu jung Mama, zwischen 20 und 25, hat dafür aber enorme Energie-Reserven. Leider hat sie auch wenig Spielraum für Konsum, weil sie ihre berufliche Situation noch nicht stabilisieren konnte. Zwar ist sie noch sehr belastungsfähig, aber ohne Plan für Erziehung und eigene Lebensplanung. Sehnsucht nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit kommt durch den Alltags- und Erziehungsstress. Das Gefühl, "etwas verpasst zu haben" macht sich früh breit, und sie kann ihren Sehnsüchten nicht widerstehen. Die Kinder werden oft und lange abgeschoben, Oma, Tante, Freundin, Nachbarin oder der Ex-Freund. Irgendjemand findet sich bestimmt immer, um den Sprössling abzugeben, damit Mama mal wieder die Nächte durchtanzen kann, mit ihren kinderlosen Freunden feiern und ihr junges Leben noch genießen kann.

Chaos- Mama

Sie verfolgt den anti-autoritären Erziehungsstil der Alt-68er. Strenge Regeln sind tabu - Kinder sollen ihre Grenzen selbst finden. Zu Hause herrscht kreative Unordnung. Wildes Toben, Klettern, sich dreckig machen - alles ist erlaubt. Mama und Papa lassen sich gerne mit dem Vornamen anreden. Die Kinder haben weder feste Zubettgeh- oder Essenszeiten, noch gibt es klare Familienrituale. Jeder macht das, worauf er gerade Lust hat und ist sehr glücklich dabei. Die Kinder leben als gleichwertige Gesprächspartner in der Familie, nehmen an Erwachsenengesprächen teil, kennen keine Tabus und werden später vorzugsweise Künstler. Oder aber - und das wäre ihre eigene Form der Rebellion - Spießer.

Tiger- Mama

Diese Mama hat sich als oberstes Ziel gesetzt, ihre Kinder zu Siegern zu erziehen. Sie bringt den Kindern bei, dass Weinen eine Schwäche ist, dass man stets stark sein muss und nur der Sieg das Ende eines Kampfes sein darf, soll und muss. Es gibt keine Verlierer, verlieren wird nicht akzeptiert. Die Kinder werden mit verstecktem Zwang und Drill erzogen, sind stets korrekt gekleidet und ihr Verhalten ist immer vorbildlich. Sie spielen bereits im Vorschulalter Geige und sprechen eine zweite oder dritte Fremdsprache fließend. Diese Mama ist sehr autoritär und akzeptiert nur schwer Fehler oder von ihren gesetzten Regeln abweichendes Verhalten der Kinder. Strafe ist ein wirksames Mittel der Erziehung. Die Kinder agieren wie Marionetten, spielen "das angepasste Kind" vor. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass sie mit Niederlagen nicht umgehen können und ihnen das Scheitern somit unschöne Folgen bringt.



Abschließend möchte ich jedoch sagen, dass sich die Mama- Typen nicht so einfach und strikt kategorisieren lassen. Mit größter Wahrscheinlichkeit hat sie die eine oder andere in gleich mehreren Typen wieder erkannt, und ist "ein bisschen von allem".
Das ist auch gut so, denn eine Mama hat viele Facetten, und verändert ihre Erziehungsmethoden stets nach Situation, innerlichem Befinden und Umwelteinflüssen. 
Wichtig ist jedoch immer, dass wir unser Verhalten ab und zu mal reflektieren, stets optimieren und uns stets bewusst sind, dass es immer zum Besten unserer Sprösslinge dient! 

Howdy und Auf Wiedersehen!


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