Sie, 13 Jahre, liebenswert und klug,
doch scheinbar ist das ihren Freunden nicht genug.
Sie passt ja nicht ins perfekte Cliquenbild.
Sie ist weder sexy, noch freizügig und wild.
Sie ist, wie sie schon immer war,
und so, ist sie wunderbar!
Doch für die Freunde ist sie
nichts als unsichtbar.
Die Party steigt, sie ist zum ersten Mal dabei,
da steht sie nur rum, sehr schüchtern und scheu.
Ihr schöner Busen, im Pullover versteckt,
so dass ja niemand ihre Weiblichkeit entdeckt.
Man spricht nicht mit ihr, denn sie ist nicht cool,
und sie trinkt nur Wasser, sitzt stocksteif am Stuhl,
sieht sich nur um, wie alle ausgelassen tanzen und saufen,
wie sich zwei 10-Klässler um eines der Mädchen raufen,
wie die Mädels alle, geschminkt und parfümiert
ausgelassen und ungeniert,
ihre halbnackten Körper im Musiktakt bewegen
und dabei die Hormone der Jungs wild anregen.
Sie selbst hat noch nie in der Öffentlichkeit getanzt,
und sich beim Schminken in ihr Zimmer verschanzt.
Sie will sich so gerne vom Stuhle erheben,
sich trauen zu tanzen,
einfach nur feiern und leben.
Sie wünschte so sehr, sie wär nie allein.
Sie wünschte, sie könnte, wie all die anderen sein.
Geblendet vom Wunsch dazuzugehören,
kann sie den Hohn in den Stimmen nicht hören,
als die anderen sie fragen:
„magst du Tequila, komm sag nicht nein,
schluck runter das Zeug, dann wirst du eine von uns sein!“
Und sie trinkt!
Sie trinkt voller Hoffnung, dass die anderen sie nun mögen.
Sie trinkt mit einem erstaunlichen Durchhaltevermögen,
denn sie will hip sein, beliebt, richtig cool.
Versucht dann aufzustehen von ihrem Stuhl,
doch der Kopf und die Beine haben ihren Kontakt verloren,
ebenso das Gleichgewicht, und alle anderen Faktoren
die zuständig sind, um den Körper zu tragen,
ohne nach jeglicher Hilfe zu fragen.
Der Magen rebelliert und leert sich aus,
die Freunde lachen, sie klatschen Applaus.
Ihr wird schwindlig, ihr wird übel, der Ohnmacht nah,
ihr war gar nicht klar, was mit ihr geschah.
Sie sinkt zu Boden und man lässt sie da liegen,
ohne sich vor Lachen wieder einzukriegen.
Als sie am nächsten Tag im Krankenhaus aufgewacht,
hat sie schon ganz Facebook ausgelacht.
Fotos von der Party, durchquerten die Welt,
jemand hat sie einfach da reingestellt.
Da liegt sie, auf Fotos, in Kotze und Schnaps,
ihr eigener Urin, bis in die Chucks.
Sie liest den Titel der Fotos, tausendmal ganz genau,
denn jemand schrieb darüber:
„Da liegt eine besoffene Sau!“
Sie erschreckt vor Entsetzen, ihr Herz pocht ganz wild,
sie starrt erschrocken auf dieses eine Bild,
wie sie da lag, im Rausch, wehrlos, allein.
Sollten wirklich ihre Freunde schuld daran sein?
Die Bilder zogen ihre weiten Kreise,
auf erschreckend schnelle Art und Weise,
FB teilte an twitter, whatsapp, youtube,
und wäre das Liken nicht auch schon genug,
so hetzten die User und beschimpften das Kind,
weil alle in der Anonymität des Netzes, besonders mutig nun sind:
„Behinderte Fresse“,
oder
„du fettes Schwein“
„du bist es nicht Wert, eine von uns zu sein!“
„Du Opfer bist einfach nur hässlich und dumm.“
Oder
„geh, bring dich doch einfach mal selbst um!“
Und sie liest täglich, wie das Netz sie böse beschimpft,
wie sich der Hass hochschaukelt und sich gegenseitig impft.
Sie zieht sich zurück, geht nicht mehr hinaus,
sie bleibt hinter zugezogenem Vorhang, alleine im Haus.
Die Schule ruft an, sie sei abkömmlich seit Tagen,
sie wollte ja nur mal so nach ihr fragen.
Doch man sucht nicht nach ihr, warum soll es jetzt anders sein,
sie war schon immer zurückgezogen, und am liebsten allein.
Sie sitzt im dunklen Zimmer, hat Angst vor der Welt,
und sieht ohnmächtig zu, wie sie ihr schmerzhaft auseinander fällt.
Und niemand weiß, was hinter der Türe passiert,
weil niemand versteht, was er nicht kapiert.
Weil niemand mehr zuhört, wenn keiner mehr spricht,
und niemand mehr hinsieht, sobald kein mehr Licht.
Und niemand weiß, was die Seele zerstört
weil jeder weg sieht, weil jeder weghört.
Das Smartphone leuchtet, eine Nachricht blinkte auf,
sie wirft einen hoffnungsvollen Blick schnell darauf:
„wir gehen auf ne Party, komm auch, sag nicht nein,
dieses Mal wirst du wirklich eine von uns sein!“
Sie atmet tief auf und hält den Atem lang an,
und schreibt zurück: „ok, holt ihr mich dann?“
Die Finger öffnen sich zaghaft, das Handy entgleitet und fällt,
und sich lächelt, denn sie hat zum 1. Mal die Spielregeln gestellt.
Sie holt sich ne Flasche, auf der „Tequila“ steht,
sie genießt den sanften „Klick“, während sie den Deckel aufdreht,
sie setzt an,
und trinkt!
Sie trinkt voller Hoffnung, dass die anderen sie irgendwann mögen.
Sie trinkt mit einem erstaunlichen Durchhaltevermögen,
denn sie wollte hip sein, beliebt, richtig cool.
Versucht dann aufzustehen von ihrem Stuhl,
doch der Kopf und die Beine hatten ihren Kontakt verloren,
ebenso das Gleichgewicht, und alle anderen Faktoren
die zuständig sind um den Körper zu tragen,
ohne nach jeglicher Hilfe zu fragen.
Der Magen rebelliert und leert sich aus,
die Welt lacht sie aus, fb klatscht Applaus.
Sie sitzt auf dem Boden mit der Klinge in der Hand.
Sie beißt auf die Lippen, presst den Kopf gegen die Wand
und versinkt in die Tiefen, durchdringt ihre Haut,
der Schrei ihrer Gedanken erst schrill und so laut
verstummt in Erlösung,
der Druck löst sich auf,
ein Hauch voller Schmerz
steigt zum Himmel hinauf.
Sie lächelt!
Ihr wird schwindlig, ihr wird übel, der Ohnmacht nah,
ihr wird sofort klar, was damals mit ihr geschah.
Sie sinkt zu Boden und bleibt einfach da liegen,
ohne ihr eigenes Lächeln wegzukriegen.
Die Tür steht offen, die Freunde treten ein,
sie rufen nach ihr, sie haben Tequila und Wein,
ihr mitgebracht,
und höhnisch gelacht
laut und gemein,
wollten sie wieder heut sein.
Am Lachen erstickt,
ein jeder zu ihr blickt,
erschrocken vorm Schock,
vor Entsetzen geblockt,
hat die Atmung gestockt.
Am Lachen erstickt,
weil sie jeder erblickt.
Sie, 13 Jahre, liebenswert und klug,
doch scheinbar war das ihren Freunden nicht genug,
sie passte nicht ins perfekte Cliquenbild,
sie war weder sexy, noch freizügig und wild.
Sie war wie sie war,
und so war sie wunderbar
doch für die Freunde war sie
leider unsichtbar.
(Juli 2017, Monika C. Schmid/ Autorin)
Nachwort:
Jemanden über soziale Median zu hänseln, beleidigen oder beschimpfen fügt dem Betroffenen reale psychische Verletzungen zu, es tut weh! Jugendliche sowie Angehörige und Betreuungspersonen erkennen erst viel zu spät, dass man Opfer des Cyber-Mobbings geworden ist. Ebenso ist Tätern oft gar nicht richtig bewusst, dass ihr "Hänseln" bereits eine gewaltvolle Tat ist und sie sind sich deren Konsequenzen nicht bewusst.
Sagt NEIN zu Cyber-Mobbing. Haltet die Augen und Ohren offen, geht - zu eurem Schutze - immer respektvoll und gewaltfrei miteinander im Internet um.
Mittwoch, 5. Juli 2017
Social-Media-Blut
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Gedichte
Her mit dem schönen Leben ~ Momentlichkeit und Seelenstreichler mit Puppinella ❤
Puppinella ist nicht mehr und nicht weniger, als ein Strichmädchen.
Glücksreif, tausendschön und herzallerliebst macht sie sich auf die Reise, Seelenfutter auszuteilen und Lächeln einzusammeln.
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