Fear is hiding underneath your bed.
Fear is hiding inside your head.
Fear is hiding behind your eye.
Fear is a fucking madly guy.
Fear'd be there until you die....
Erschrocken öffnete ich die Augen und starrte an die dunkle Decke. Das Ticken meiner Uhr wirkte bedrohlich laut und ich hielt den Atem an.
„Habe ich die Haustüre abgesperrt? Hab ich?“ Schon stellte ich mir vor, wie ein
Einbrecher auf der Türschwelle stand und mit gebückter Gangsterhaltung die Türe
zu öffnen versuchte.
Was ist, wenn es kein normaler Einbrecher
ist, sondern ein Massenmörder, der Kindern und Frauen die Augen aussticht
und sie ausbluten lässt und den Familienvater entführt um ihm irgendwo in einem
Bunker gefangen hält und …. „STOP, hör sofort auf damit!“ schrie ich mich in
Gedanken wütend an. „Es ist niemand hier…niemand! Geh schlafen!“
Ich habe irgendwie ständig Angst vor irgendwelchen surrealen Sachen, die ich
mir ausdenke, obwohl es mir zeitgleich vollkommen einleuchtend ist, dass ich
mir bewusst etwas einbilde, und ich mich auf keinen Fall in Gefahr befinde.
Aber nur annähernd das Gefühl zu haben, auf eine bedrohliche Situation
vorbereitet zu sein, verleiht mir Flügel.
Irgendwie neige ich zum psychischen Masochismus. Kennt ihr sowas? Ich hoffe,
nicht! Es macht süchtig und natürlich ganz viel Angst.
Ich habe zum Beispiel auch Angst davor, in Restaurants mit dem Rücken zur Türe zu sitzen, weil ich im
Falle eines Überfalls die Männer mit den Maschinengewehren nicht sofort sehen
kann und in den Hinterkopf erschossen werde, noch bevor ich sie hätte erblicken
können und mir denken hätte können: „Ach, Mist! Männer mit Maschinengewähren!“
Darum sitze ich immer, egal in welchen fremden Räumen ich mich befinde, mit dem
Blick zur Türe.
Ich habe auch Angst vor Räumen, die sich unterhalb der Erdoberfläche befinden, wie Weinkeller oder einfach nur Pubs oder Discos im Untergeschoss, weil ich das Gefühl habe, dass ich nie wieder das Tageslicht sehen kann und wie ein Untertage-Bergarbeiter nach einer Kohlestaubexplosion im Bergwerk verschüttet werde. Solange ich mich in einem Keller befinde, erwarte ich jede Sekunde eine Verschüttung und behalte den Fluchtweg konstant im Auge. Manchmal zähle ich auch banale Countdowns, die willkürlich irgendwo anfangen und kein Ziel haben…einfach so.
Ich habe aber auch sehr große Angst vor Höhen.
Oh, ich hasse Höhen, denn ich habe zum Beispiel Angst davor, dass ich auf einem
Berggipfel ohne Gelände stehe und mich der Wind auf einmal in die Tiefe weht
und ich vor lauter Angst total vergesse, mir mein Leben im Fall noch mal Revue
passieren zu lassen. Und einfach ganz unspektakulär, ohne Rückblick, sterbe.
Darum fange ich auf jedem Berggipfel immer schon mal, prophylaktisch an, an
meine Kindheit zu denken.
Kennt ihr diese Angst, im Supermarkt
nichts zu kaufen? Ich habe
Angst, mich mit leeren Händen durch die Supermarktkasse nach Draußen
durchzuschlängeln und dabei mit der Verkäuferin Blickkontakt haben zu müssen.
Ich habe Angst, dass ich dabei nicht harmlos genug aussehe und dass man dann
vermutet, ich sei ein Ladendieb, der sich etwas in die Unterhose versteckt hat
und dass, sobald ich durch die Ladentüre gehe, rote Lichter an und ausgehen,
Sirenen heulen und mich ein Sondereinsatzkommando mit schwarzen Uniformen zu
Boden drückt und im Namen des Gesetzes verhaften. Darum kauf ich immer etwas,
auch wenn ich nichts brauche.
Ich habe so viel Angst und fast am meisten habe ich Angst vor Arztbesuchen.
Angst davor, dass ich wegen einer banalen Erkältung zum Arzt gehe und er mir
dann sagt, dass ich bald sterben muss. Oder davor, dass ich mal richtig krank
bin, der Arzt allerdings nichts findet und mich wieder nach Hause schickt und
alle denken ich bin ein Hypochonder. Und ich habe Angst, dass ich also darum
nicht mehr zum Arzt gehe, weil ich weiß, dass mir ja eh keiner glaubt, dass ich
wirklich etwas habe und ich dann doch vielleicht wirklich krank bin und man
mich dann irgendwann, wenn alles zu spät ist in der Notaufnahme fragt: „warum
sind sie denn nicht zum Arzt gegangen?“ Und dann wird es zu spät sein und ich
sterbe einfach.
Gestern zum Beispiel hatte ich große Angst das Verbrannte von der Grillwurst zu essen, weil ich Krebs bekommen könnte und ich dann zum Arzt geh und er nichts findet, weil er glaubt ich sei ein Hypochonder und ich dann in der Notaufnahme sterbe, bevor sie mich fragen konnten, warum ich so spät zum Arzt komme.
Ich habe auch Angst Selbstgespräche zu führen, weil ich vielleicht über Abhörwanzen in Blumentöpfen abgehört werde und als Staatsfeind verurteilt in Einzelhaft den Rest meines Lebens alleine verbringen muss. Und dann einfach dort sterbe.
Ich habe auch Angst, dass ich immer
zu viel rede und dass ich mich eines Tages um Kopf und Kragen rede und dass
alle Menschen dann plötzlich merken, dass ich gar nicht nur das normale, nette
und witzige Mädchen von Neben bin, das Gedichte schreibt, die keiner liest. Sie
könnten entdecken, dass ich ja doch eine außergewöhnliche, interessante und
intellektuelle Persönlichkeit bin, voller Charisma und Charme.
Würde man das eines Tages entdecken, dann könnte ich längst nicht mehr nichts können, für all das was ich scheine, nicht zu können, sondern müsste auch alles können, was ich kann. Und könnte nicht mehr nach der Devise leben: Lieber 5 Minuten dumm stellen, als ein halbe Stunden zu arbeiten.
Weiterhin habe ich eine latente, aber stets wachsame Angst vor Organdieben, die mich entführen könnten (während ich noch quicklebendig bin), und mich aufschlitzen und mir einfach eine Niere klauen und mich dann irgendwo am Straßenrand blutend, mit stümperhaft zugenähter Wunde einfach liegen lassen und ich dann in der Notaufnahme gefragt werde: „wo ist ihre Niere?“ … und ich weiß es einfach nicht. Darum habe ich auch noch keinen Spenderausweis… was ich sehr nachvollziehbar finde.
Meine älteste Angst, die mich seit Kindertagen begleitet ist die Angst vor fremden Männern in, bis unter dem Kinn zugeknöpften, Trenchcoats. Ich habe nämlich richtige Angst, sie an der Straßenecke oder in Parks anzusehen, weil sie dann vielleicht meinen, ich hätte bewusst Kontakt zu ihnen aufgenommen und kommen zu mir, öffnen ihren Mantel und zerstören mein schönes Männerweltbild für immer. Und dann werde ich beziehungsgestört und habe ein Leben lang Angst vor Trenchcoats, obwohl ich sie eigentlich recht schön finde. Andersrum habe ich aber auch Angst ihren Blickkontakt zu meiden, weil sie sich dann vielleicht beleidigt fühlen könnten und dann alle kommen, jeder einzelne, um mich zu holen und mich nachts in gut beleuchteten Parks unter eine Straßenlaterne schleppen, nur um ihren Trenchcoat zu öffnen und mich, geschockt darüber, was ich zu sehe bekomme, in ein Leben in sexueller Enthaltsamkeit treiben.
Ich habe immer noch Angst vor dem Monster unter meinem Bett und dass es, sobald es einen nackten Fuß sieht, genüsslich da hinein beißt.
Ich habe Angst, des Nachts beim Autofahren in den Rückspiegel zu gucken, weil ich den Augenkontakt mit dem Massenmörder auf der Rückbank vermeiden möchte.
Ich habe Angst am Kopfsteinpflaster auf die Fugen zu treten, weil ich eben noch nicht weiß, was dann passieren könnte.
Ich habe Angst, vor Kinderschändern wenn ich im Dunkeln alleine durch den Park gehe, weil ich mit 1,62 kein wirklich erwachsenes Bild abgebe.
Ich hab Angst vor Fahrstühlen, wenn nur noch eine einzige Person und ich darin sind. Es könnte sein, dass einer von uns pupst, und er dann sofort weiß, dass er es nicht war.
Ich habe Angst vor Pilzinfektionen und Warzen,
und vor Muttermalen, ihr wisst schon, diese schwarzen.
Ich habe Angst vor Mundgeruch und Achselmief
Vorm modrigen Bücherarchiv.
vor Vibratoren mit Duracell,
vor Tieren mit Kuschelfell.
Vorm Zahnarzt und vorm Bahnhofsklo
Und vorm Fliegen sowieso.
Vor Läusen, Wanzen und Wespennest,
vor Schimmelflecken und Asbest.
Vor Hüftspeck, Weinflecken und Sonnenbrand,
vor Handpuppen mit und ohne Hand.
Ich hab Angst vor der Dunkelheit,
vorm Alter und der Einsamkeit.
Wir Menschen haben alle ständige Angst vor irgendwelchen Sachen. Wir befürchten, dass unschöne Situation oder schlimme Ereignisse eintreten und wir darauf nicht vorbereitet sein könnten und falsch darauf reagieren und deshalb mit schlimmen Konsequenzen rechnen.
Doch am meisten sollten wir uns vor uns selber fürchten und Angst haben,
dass alle Verschwörungstheorien richtig sein könnten, und wir vielleicht
wirklich in einer Welt leben, in der sich Hass auf Liebe reimt und wir aufgrund
der automatisierten Technik jämmerlich verdummen. In einer Welt, in der unsere
investigativen Journalisten in einem Gefängnis in der Türkei sitzen, anstatt an
ihren Arbeitsplätzen und Kinder im Namen ihres Gottes in den Krieg ziehen,
anstatt auf Bäumen ein Abenteuer zu erleben.
In einer Welt, in der ein egozentrischer Vierjähriger an der Weltmacht ist und
mit der Abrissbirne durchs Bauwerk der westlichen Werke tobt.
Ich habe Angst, dass wir alle zu wenig Angst davor haben, dass alle
Verschwörungstheorien falsch sein könnten.
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