Dienstag, 30. September 2014

Des Teufels Wein


Der alte Menschenvater hat,
zum Nutzen aller Frommen;
Die erste Rebe, die er pflanzt‘
Aus Gotteshand bekommen.

Satanas sah dem Menschen zu,
was er wohl da beginne,
und dachte dann darüber nach
wie er dabei gewinne.

Dann macht‘ er auf die Sohlen sich,
planend des Menschen Leide.
Da sah er Schafe, lahm und brav
grasend auf der Weide.

Er schlachtete ein armes Schaf,
sein Blut geschwind entfließet,
in einem großen Eimer schnell
der Teufel selber gießet.

Wie weiter er des Weges ging,
ein Löwe kam gesprungen,
den hat Satanas all sogleich
mit Höllenblitz bezwungen.

Er hat das Löwenblut gemischt,
mit des Schäfchens Blute,
und wie er wieder weiter ging,
ihm war nach Kampf zumute.

Ein Affe seinen Weg durchkreuzt‘,
er packte ihn beim Köpfchen,
macht‘ einen Schnitt, das Blut entrann,
in rosenroten Tröpfchen.

Da grunzt ein Schwein, der Teufel schnell
tat ihm den Hals durchspießen,
und auch des Schweines Blut ließ er,
zum Blut der and’ren fließen.

Der Teufel rührt‘ die Mischung gut,
und wie die Nacht sich senkte,
Des Menschen Rebenpflanzung er,
mit diesem Blutsaft tränkte.

Die Reben blühten wunderbar
und gaben bald gar feine
und gute Säfte jedes Jahr;
Die Menschen nennen’s Weine.

Doch hat der Saft gar eig’ne Kraft,
noch von des Teufels Mühen,
Im Rebensaft, im Teufelssaft
geheime Kräfte glühen!

Trinkt einer wenig, wird er lahm,
er gleicht ganz dem Schafe,
lässt machen was ihr wollt mit sich
bis er versinkt im Schlafe.

Trinkt einer mehr, dann hat er Mut,
er wird dem Löwen gleichen.
Und lässt sich leiten, von der Kraft,
zu hemmungslosen Streichen.

Doch blickt er länger noch hinein,
zu tief in die Karaffe,
verwandelt er sich viel zu schnell,
und wird der dümmste Affe.

Gibt er noch nicht das Trinken auf,
hat nie genug vom Weine,
dann liegt am End er unterm Tisch,
und gleichet ganz dem Schweine.

Ja, es hat der Wein gar eig’ne Kraft,
noch von des Teufels Mühen,
Im Rebensaft, im Rebensaft,
des Satans Kräfte glühen!

-Nach einer orientalischen Legende-

(September 2014) © Gedichte/Poems by Monika C. Schmid

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