Samstag, 12. Juli 2025

🎭 „Kidnap Royal“

Wenn ein leerer Eimer lauter spricht als Worte 

Was passiert, wenn Kinder auf der Bühne nicht nur spielen, sondern Gesellschaft spiegeln?

Wenn sie mit Eimern statt Requisiten, mit Schatten und Licht statt Kulissen und mit Herz ein Thema aufgreifen, das aktueller nicht sein könnte?

Dann entsteht ein Stück wie „Kidnap Royal“ – ein humorvoll-abstraktes, tiefgründiges Theatererlebnis, das unter die Haut geht.

- Unterstufentheater am JMF-Gymnasium, Burglengenfeld am 11./12./13. Juli 2025 um 19.30 Uhr - 

👑 Ein Kind, das alles hat – außer dem, was zählt

Im Zentrum steht Lisi, ein Mädchen aus reichem Hause, das in Luxus lebt – und doch emotional verhungert. Ihre Eltern, gefangen im Glanz des gesellschaftlichen Erfolgs, übersehen das Wesentliche: die Sehnsucht ihres Kindes nach Nähe, echter Zuwendung und gesehen werden.

Als Lisi entführt wird, beginnt eine paradoxe Reise: In der Gefangenschaft erfährt sie zum ersten Mal das, was ihr Zuhause nie geben konnte – Aufmerksamkeit, Zuhören, echtes Interesse. 


Ein brillanter Kunstgriff: Eimer als Requisiten.

Bunte Eimer für die „normalen“ Kinder – voller Leben, Vielfalt, Spiel.
Weiße Eimer für die Justiz – steril, emotionslos.
Braune Eimer für die „Gangster“ – roh, kantig, aber menschlich.
Und ein durchsichtiger, glänzender Eimer für Lisi – leer, obwohl er alles zu haben scheint.
Ein Symbol, das stärker wirkt als jede Kulisse: materieller Überfluss ohne emotionale Fülle.

💔 Wenn Nähe fehlt, hilft kein Geld der Welt

Das Stück greift ein gesellschaftlich brisantes Thema auf: emotionale Vernachlässigung trotz materieller Fülle.


In einer Zeit, in der viele Eltern beruflich erfolgreich, gesellschaftlich engagiert und finanziell abgesichert sind, wird oft übersehen, dass Kinder keine Statussymbole brauchen – sondern Zeit, Zuwendung und echte Beziehung.

Kinder brauchen nicht mehr Geschenke. Sie brauchen Gesehen werden. Sie brauchen Zugehörigkeit, Sicherheit, Liebe – unsere primären emotionalen Grundbedürfnisse.

🎬 Zwischen Schatten und Licht – Theater mit Tiefgang

In 12 kreativen Akten entfaltet sich ein Wechselspiel aus schnellen, witzigen Dialogen, tiefsinnigen Momenten, Tanz, Rhythmus und Schwarzlicht.

Die Justiz wird skurril und apathisch dargestellt – ein Spiegel der Ohnmacht gegenüber echten menschlichen Bedürfnissen.

Mit chorischen und abstrakten Mitteln wird das Unsichtbare sichtbar gemacht: Einsamkeit, Sehnsucht, das Ringen um Anerkennung.

Ein Zitat bleibt besonders hängen: „Manchmal muss man sich einfach mal verlaufen, um gefunden zu werden.“

🌟 27 Kinder – eine Bühne – ein gemeinsames Werk

Was dieses Stück so besonders macht:

Die Kinder haben alles selbst entwickelt – von der ersten Idee über improvisierte Szenen bis hin zu Text, Bühnenbild, Choreografie und Rollenvergabe.

Mit Fantasie, Teamgeist und einem feinen Gespür für das Surreale entstand ein Werk, das berührt, begeistert und bewegt.


Begleitet wurden sie dabei von ihrer Theaterleiterin, Frau A. Hübner, die mit viel pädagogischem Feingefühl, künstlerischer Klarheit und einem sicheren Gespür für Gruppendynamik den Rahmen geschaffen hat, in dem sich die Kinder entfalten konnten.

Sie hat nicht nur angeleitet, sondern ermutigt, inspiriert und begleitet – und so in vielen echte Leidenschaft für Theater geweckt. 

💬 Fazit

„Kidnap Royal“ ist kein gewöhnliches Schultheaterstück.
Es ist ein künstlerisches Statement.
Ein emotionaler Weckruf.
Ein Plädoyer für echte Nähe in einer Welt voller glänzender Oberflächen.

Und vor allem: Es ist der Beweis, dass Kinder – wenn man sie lässt – die größten Geschichten erzählen können.


Text und Bilder @Monika C. Schmid




🎭 „Kidnap Royal“