Donnerstag, 9. Mai 2019

Nein



Ihr Nein war so leise,
man hörte es kaum.
Es hing fest in der Schallwand, 
es verlies lautlos den Raum,
es schwamm unbeachtet durch
Beton und durch Stein.
Es durchbohrte die Stille
unbeachtet und klein
und löste sich auf,
in seinem Atemhauch,
von saurem Speichel
und Zigarettenrauch.
Klanglos, erschöpft,
außer Gefecht gebracht,
verlor es an Geltung,
Bedeutung und Macht.
Sie sah wehrlos zu
geschwächt, voller Angst,
wie sie in lähmender Ohnmacht,
um ihr Leben tanzt.
Ihr Nein war so leise,
doch Nein, heißt klar Nein!
Sie konnt weder rufen,
noch brüllen, noch schrein.
Sie schloss nur die Augen
in wimmernder Pein,
er wollte es gerne,
doch sie sagte Nein.

Mittwoch, 8. Mai 2019

Nur ein Mensch



Ich raste zu lange,
und find doch keine Ruh,
ich gehe zu langsam,
hab immer ein Steinchen im Schuh.
Ich verlier meine Ziele
verschenk meine Zeit,
ich plan meine Zukunft,
und bin doch nie wirklich bereit.

Ich will hoch hinaus,
doch ich schaff nie den Sprung.
Mal liegt es am Anlauf,
mal liegt es am Schwung.
Ich bin nur ein Mensch,
und verzweifele daran,
dass ich immer mehr will,
als was ich je haben kann.

Ich schwimm gegen Ströme,
statt mich in den Fahrtwind zu legen,
ich lauf oft im Kreis,
statt mich nach vorn zu bewegen.
Ich zerr an der Zeit,
davon brauch ich ganz viel,
denn nicht die Ankunft macht glücklich,
sondern das Wandern zum Ziel.

Die Kunst des Geschichtenerzählens