Ich träumte als Kind vom Erwachsensein!
Vom Weintrinken im Kerzenschein,
vom Autofahren, Führerschein,
Kinder kriegen, Mama sein.
Make up, Pumps und Liebesglück,
sich frei entfalten, Stück für Stück.
Ich träumte von der Abifeier,
Hochzeitsfest im langen Schleier,
auf Studentenparties tanzen,
ein Haus bauen und Bäume pflanzen.
Geld verdienen, shoppen gehen,
spät ins Bett und früh aufstehen.
Wie war ich doch nur dumm und klein
und wollt so gern Erwachsen sein.
Doch heute wünscht ich,
ich wär ein Kind geblieben,
könnt wieder frei und grundlos lieben,
mich noch wundern über jedes Ding,
und sei es auch noch so gering,
so hat es doch seinen Zauber, der innewohnt,
für den sich die Freude ehrlich lohnt.
Ich nenne Kinder oft naiv und halte mich für klug,
dabei sehe ICH längst nicht mehr genug,
was wirklich zählt, was wirklich rührt,
was dich und mich zusammenführt,
was die Gedanken langsam trübt,
worin sich die Gelassenheit übt,
wieso ich der Welt nicht mehr genüge,
und ich mich dabei selbst zu oft belüge.
Ich habe keine Zeit mehr für das „Jetzt“ und das „Hier“.
Ich stresse mich täglich und weiß nicht mal mehr wofür.
Ich suche nach Ruhe
-
will in die Berge zum Jodeln starten,
und nehme mir nicht mal die Zeit,
um aufs Echo zu warten.
Ich habe immer höhere Ziele, doch eine niedrige Toleranz,
viel zu hohe Erwartungen und weniger Akzeptanz.
Immer mehr, immer besser, schneller und laut,
ohne dass man sich eine Auszeit erlaubt.
Und in der Reflexion unseres Daseins,
zeigt sich der Graus,
denn so sieht das moderne Erwachsensein aus:
Lernen, denken, nichts verschenken,
lang studieren, promovieren
sich durch Geld nur definieren.
Burnout, Stress und Tinitus,
Große Liebe, Zungenkuss.
PEKiP-Gruppen, Babyschwimmen,
Kind zum Freizeitausgleich bringen.
Twittern, Kochen, Parkplatz suchen,
Physio, Kur und Urlaub buchen.
Tupperware, Wechseljahre,
Elternabend, Seminare,
Finanzierung, Eigenheim,
Geschlechtsverkehr und Krankenschein.
Rasen, Laufen, Hetzen, Eilen,
Hasten, Hudeln,
nie
verweilen,
innehalten,
runter schalten,
stoppen,
rasten,
sich besinnen,
neu beginnen.
Doch stets beschäftigt, gegen Ströme schwimmen,
schneller als die anderen, die das Tempo bestimmen.
Unhörbar wird die Stille, durch den ständigen Lärm,
die eigenen Gedanken erscheinen stimmfrei und fern.
Ruhe, Entspannung bleibt ein Luxustraum,
der schwebt und zergeht, wie Seifenblasenschaum.
Ach, ich will erneut in Zeitlupe gehen
und mich mal wieder im Karussell schwindelfrei drehen.
Ich will im Spiel die ganze Welt entdecken,
die Winde fühlen und die Lüfte schmecken.
Ich will auf Bäume klettern und balancieren auf Brücken,
ich will am Wegesrand Gänseblümchen pflücken.
Ich will, dass Krieg wieder nur noch ein Kartenspiel ist,
und dass Freundschaft lang währt, ohne Deadline und Frist.
Ich will einen Schmetterling im Fluge erkennen,
und rennen
...
...
ihm hinterher,
sorglos
und
schwer,
und
schwer,
voller Steine die Taschen,
im Strumpf viele Maschen,
einen Stock in der Hand,
und die Schuhe voll Sand,
bis die Sohlen heiß brennen,
möchte ich rennen,
dem Schmetterling hinterher,
das wünschte ich sehr.
Ich will wieder raus, aus dieser entzauberten Welt,
so hab ich mir mein Erwachsensein nicht vorgestellt.
Meine Palette für Emotionen ist längst einfarbig und grau,
der gestresster Ton, kurzatmig und rau.
Ich will mir ab jetzt meine Welt neu malen,
ich will wieder voller Lebenskraft strahlen.
Doch ich verliere mich nur,
um mich neu zu finden,
ich lasse mich los
um mich wieder neu zu binden.
Ich lenke mich ab um mich neu zu entdecken
und lasse mich fallen um mich noch einmal zu strecken.
Und dann wird mir plötzlich klar,
dass heute längst gestern war,
weil morgen längst schon heute ist,
und man viel zu schnell vergisst,
im Jetzt zu sein, bewusst und klar
berechtigt ist doch jedes Jahr,
das sich so im Leben reiht.
Ich glaub, ich bin jetzt mal so weit,
den Wirrwarr-Wandel zu begreifen:
"Erwachsen zu werden, heißt
zu reifen
-
-
und doch nicht von vornherein,
dass man aufhören muss, ein Kind zu sein."
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