Freitag, 20. Januar 2017

Warum Mädchenpapas SuperHelden sind

und ihre Töchter Prinzessinen!


Manchmal sitze sich nur da, und beobachte die beiden.
Wie faszinierend sie miteinander umgehen – ganz anderes als ich es tut würde. Und dennoch gibt es fast nichts Schöneres für mich, als meinen Mann und meine Tochter zu beobachten, wenn sie miteinander sind.

Und generell finde ich es faszinierend Mädchenpapas zu beobachten. Am Spielplatz, im Einkaufscenter, bei den Bring- und Abholzeiten im Kindergarten, auf Familienfesten, in der Nachbarschaft. Überall sind sie, die großen Helden der kleinen Töchter – und sie machen einen großartigen Job

Man erkennt die Mädchenpapas am ersten Blick:
Gestandene Männer, teils tätowiert oder gelfrisiert, im Anzug nach der Arbeit oder mit Jack Wolfskin Sofltshelljacke am Spielplatz, mit einem rosa Lillyfee- Haargummi am Handgelenk, einem rosa-eisblauen, kleinen Rucksack auf der Schulter, von dem Elsa, die Eiskönigin zauberhaft hinab lächelt, einer Hello Kitty Trinkflasche in der Hosentasche oder einem rosa-glitzerndem Stofftier halb aus der Jackentasche heraushängend.
Im ernsthaften Gesprächen mit anderen Vätern verwickelt, über Softwareentwicklung von Elektromotoren oder einer fachkundigen Fußballanalyse des letzten Championleague-Spiels bewahren sie trotzdem stets ein waches Superhelden-Auge über ihre kleinen Prinzessinnen.

Ein wunderbarer Anblick, wenn sie etwas unbeholfen versuchen, ihren Töchtern die Strumpfhosen hochzuziehen (immer noch mein allerliebstes Bild!) Wie die Unruhe in ihnen steigt, wenn klein Prinzessin sagt: „Papi, ich muss mal!“ und weit und breit keine Toilette zu finden ist. „Wie macht Mami im Freien das nur immer?“

Wie unsicher sie oft sind, ob der Schal mit ran soll, ob es Zeit für Mützen oder doch nur für Kopftuch ist, ob die Jacke beim Schwitzen lieber zu bleiben oder doch geöffnet werden darf. Ob das Unterhemd in die Unterhose gehört und ob man die richtigen Handschuhe dabei hat. Ob die mitgeführten Handschuhe überhaupt „unsere“ sind und „warum muss ich noch mal diesen riesen Stoffelefanten mitschleppen, obwohl sie ihn heute noch kein einziges Mal haben wollte?“
Aber auch ohne Mama läuft alles reibungslos, auch wenn wir es nicht immer so gerne zugeben möchten.

Ein wunderbarer Anblick:

Wenn die Papas ihre Töchter am Spielplatz ganz zaghaft aufs Klettergerüst setzen, als wären sie aus Glas und wie die Löwen darauf aufpassen, dass keiner ihrer Prinzessin nur ein Sandkörnchen ins Auge wirft. (Ist euch schon mal aufgefallen, dass Väter immer vorsichtiger und zaghafter mit ihren Töchtern umgehen, als das Mama das jemals tat?) :)

Wie sie im Kinderzimmer am pinken Kindertisch sitzen und imaginären Kaffee aus rosa floralen fingerhutgroßen Tassen trinken, während sie mit verstellt hoher Stimme die Rolle von Prinzessin Twilight Sparkle immitieren und von ihrem tollen Frühlingsball im Kirschblütenland berichten.

Wie sie das ganze Zimmer nach der Schmetterlingshaarspange (und nicht nach der Blumenhaarspange!) suchen, weil sie verstanden haben, dass sie beim Verlust einer Haarspange keine Alternative bieten können. Oder wie macht Mama das mit dem Haargummi?
 

Wie sie das, vor Freude jauchzende Mädchen in die Höhe werfen und in ihre sicheren Arme wieder sanft auffangen und wie sie den pink-glitzernden Nagellack bewundern, und den Prinzessinen-Lipgloss in ihrer Brusttasche mit auf dem Spielplatz nehmen.

Wie sie sich von einem einzigen Augenaufschlag oder einem piepsigen „Och, Papi!“ um den starken, kraftvollen Finger wickeln lassen und nachgiebig ein weiteres Stückchen Schokolade genehmigen.

Wie sie sich völlig willenlos auch ein Krönchen aufsetzen lassen und dem Postboten beim Annahme des Päckchens einen Anblick von Papa-in-Pink bieten, mit MinnieMouse-Schürze, Elsazopf und Regenbogen-Perlenkette.

Wie sie sich Mühe geben, den Unterschied zwischen My Little Pony und Filli Pferde zu verstehen und total enttäuscht feststellen müssen, dass sie sich niemals alle 37 Namen der Ponys auf Englisch, einschließlich ihrer zugewiesenen Elemente der Harmonie, merken werden können.

Wie sie sich abends liebevoll mit ins kleine Prinzessinnenbett legen und mit sanfter Stimme „Die Eiskönigin“ vorlesen oder nachts im Pyjama mit einem Fliegenschläger bewaffnet die Monster aus den Schränken verscheuchen.

Wie sie sich die Zeit nehmen, Fragen über Mädchenkrimskrams zu beantworten und ihren Töchtern die Welt zu erklären. Wie sie Tränen trocknen, weil Puppis linker Schuh verloren ging oder Babyborns Schnuller nicht pink sondern nur rosa ist.

Von Geburt an begleitet Papa seine Tochter. Er umsorgt sie, nimmt sie wahr, bringt ihr Respekt entgegen und nimmt sich ihrer Sorgen und Nöte an. Er behandelt sie wie eine wahre Prinzessin!
Das macht für viele kleine Mädchen den Vater zu einer Art Heldenfigur, die die Monster unterm Bett verjagt, stark und mutig ist, Albträume verscheucht und doch zärtlich im Arm wiegt, wenn Papas Prinzesschen Geborgenheit sucht.

Ein Mädchenpapa verfügt hier über ein ganz besonderes Geheimnis. Er kann tiefste Verzweiflung in Akzeptanz und Trauer in Hoffnung verwandeln und so aus aus einer kleinen, unsicheren Prinzessin – ein erfolgreiches und selbstbewusstes Mädchen heranziehen.

Schön, dass ich auch einen davon als Papa und einen als Mann habe.

Freitag, 13. Januar 2017

Mein Land weint

Mein Land weint!
Und meine Seele
taumelt stumm im fernen Land.
Kann nicht sprechen,
kann nicht denken,
spüre nur den Seelenbrand.

Mein Land weint!
Doch hier ist Frieden,
und ich weiß nicht wer ich bin.
Kenn mich selber gar nicht wieder.
Ich komm mir nicht mehr in den Sinn.

Mein Land weint!
Doch ich muss lernen
in der Welt zu Haus zu sein.
Teil mein Heim mit vielen Fremden,
trotzdem bin ich ganz allein.

Mein Land weint!
Ich sitz im Sprachkurs,
„integrier‘ dich - Bösewicht!“
Schreien Blicke, die mich streifen,
Angst vor mir, man kennt mich nicht.

Mein Land weint!
In seiner Erde,
liegt begraben all mein Blut.
Meine Mama im Haus verschüttet,
Ihr Kleid, zerfetzt, in Asche und Glut.

Mein Land weint!
Ich weine mit ihm!
WhatsApp Bilder würgen mich,
zeigen meine kleinen Brüder
schwarz verbrannt, im Bombenlicht.

Mein Land weint!
Und Klagelieder
kratzen meine Seele wund.
Heimweh nach beschütztem Leben.
Entwurzelt nun bis auf dem Grund.

Mein Land weint!
Und Mamas Schreie
hallen noch durch mein Gebein.
Halten meinen Geist in Schrecken,
werden immer in mir sein.

Mein Land weint!
Es fleht nach Frieden,
und mein Kopf dreht sich im Kreis.
Nächtelang kann ich nicht schlafen,
ich sterbe langsam und ganz leis.

Mein Land weint!
Erstickt in Nebel,
der verdammten Bombenmacht!
Mein Land weint!
Denn es hat selber
sich ganz grausam umgebracht.

(Januar 2017)
© Gedichte/Geschichten - Monika C. Schmid

Das Gedicht ist nach wahren Begebenheit, aus meiner Arbeit mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen, entstanden.

Der Titel "Mein Land weint" ist das Ergebnis eines Musik-Projektes von minderjährigen Flüchtlingen an der Musikakademie in Alteglofsheim.

Quelle Bild: Die Zeit Online
Ein Kind läuft nach einem Bombenangriff der syrischen Luftwaffe durch die zerstörten Straßen von Aleppo. © Rami Zayat/Reuters

Ausländerkind